Bernd Verfasst am: 03.06.2004, 12:09

Ah, da mußt i nur 1 Animator trinka, dann kommen schon die Ideen hervorgekrochen durch des Böckle (deswegen heißt der wohl a so).....
Sabbatical Maniac Verfasst am: 03.06.2004, 10:57

Der Eintrag is ja mal ein richtiger Kracher!!!!!
Wieviele Stunden hast du für so einen Nonsens eigentlich gebraucht um dir des einfallen zu lassen. Und vor allem steckt ja ein wahrer Kern dahinter.
Bernd Verfasst am: 02.06.2004, 15:53

Naja, die sogenannte "U.S. Metal Phase" ist im Bezirk Schwaben deutlich abgeflaut, nachdem der Steelcommander mit seiner Einheit (0815. Heißeluftschwätzlande- und Trendgrenadierbattalion 667) in den Irak abkommandiert wurde. Er steht jetzt mehr auf full-metal-jackets und ist dank der amerikanischen Propagandamaschinerie ( Nachrichtensender MTV mit seinen im Kommerzgeschehen eingebetteten "Journalisten" ) mittlerweile der Meinung, daß auch Slipknot, Korn, Manson & Konsorten zum U.S. Metal gehören. Er hat sich also vom "Alten Europa" vollkommen abgewendet, da dort nur "Altmetall" gehört wird. Neue Verbündete (in Schnellscheißerhosen und umgedrehten Mützen) hat er bereits gefunden, sie nennen sich jetzt "Die Koalition der Trendigen" und hippen und hoppen groovy durch die bagdader Rofafiliale (bevorzugt am Freitag, wenn "pay one, shoot two" ist). Sie wiegen sich also zum Takt der Kaschperlesmusi wie ein Bush im Wind. Diese Umstände werden vom Musiker und Buchautor Gary Moore in seinem Werk "Stupid Trendy Men" (erschienen im Pupser Verlag) detailiert beschrieben, wobei die Machenschaften des ehemaligen U.S.-Metal-Special-Pioniers und Manowarfanclubpimpfs schonungslos dargestellt werden. Auf der letzten Pressekonferenz im Rahmen des 2. Keep-It-True Festivals zu diesem Thema sprach es der Szenekenner und Rock Hard Korrespondent im Nahen Osten (=WFF-Gegend) Peter Schall-Tortur am deutlichsten aus: "Nuschel-nuschel-Grunz".
Sabbatical Maniac Verfasst am: 02.06.2004, 13:56

also mal a paar Beispiele:
den NSBM hat er ja angedeutet, inzwischen gibts als Gegengewicht zum NSBM ja au wieder eine Welle, den Black Metal möglichst überzogen klischeehaft und damit sich selber überhaupt nicht ernstzunehmend darzustellen (wieder mehr back to venom), die momentan sehr gefragt ist. Quasi um true zu sein muss man möglichst untrue sein Very Happy
Dann gibts da natürlich noch die US-Metal Phase die ich momentan gar net weiß ob die inzwischen immer noch so da is, oder au scho wieder abgeklungen (wegen der wir au klugerweise und aus persönlichem Gefallen meinerseits im Jam einst das 1. US Metal Special initialisiert haben).In der war es so dass alles was aus Europa kommt und/oder mehr als eine Platte rausgebracht hat und/oder deren Veröffentlichungen für unter 100 Euro zu haben sind, plötzlich uninteressant war und alles was dann noch übrigblieb vergöttert wurde (siehe au Steel Commander).
Hab zu beiden Punkten schon etliche lustige Persiflagen in Metalforen gelesen, hät mich bei dem Autor dieses Artikels au interessiert wie er solche kleinen Trends analysiert hätte...
Slayerinc Verfasst am: 02.06.2004, 12:50

Zitat:
Original von Sabbatical Maniac
Das einzige was mir daran noch fehlt ist dass er auch noch auf viele kleinere Strömungen und Gegebenheiten innerhalb des Gesamtgebildes eingeht


was schwebt dir denn so im sinn?
Sabbatical Maniac Verfasst am: 02.06.2004, 12:47

Naja, ich denk so ein Artikel muss schon ein bißchen fies sein und auch die wunden Punkte treffen, ansonsten kann man ihn ja gar net erstnehmen. Allerdings is es ja ganz schön, Teil in der lautesten Schrebergartensiedlung der Welt zu sein Very Happy

Das einzige was mir daran noch fehlt ist dass er auch noch auf viele kleinere Strömungen und Gegebenheiten innerhalb des Gesamtgebildes eingeht (die sich ihm jedoch vielleicht entzogen haben, oder wofür seine Zeit der Recherche einfach nicht vorhanden ist). Wäre für mich interessant gewesen.
Lutz Verfasst am: 01.06.2004, 21:02

au wenn i ned besoffen wär. mir wärs wurschrt
Lutz Verfasst am: 01.06.2004, 21:01

mir is des alles wurscht. und ich bin besoffen!!!!!!!!
EDC Verfasst am: 01.06.2004, 20:31

Den Vergleich mit Schrebergartenkolonien find ich aber schon arg fies. Im großen und ganzen ist aber schon was dran...
Sabbatical Maniac Verfasst am: 01.06.2004, 13:54

Solche Artikel den Heavy Metal / Hardrock Kult zu analysieren hab ich schon etliche gelesen.
Find den Artikel ganz gut, das meiste trifft davon zu, vor allem wenn ich mir meine Feldstudien am lebenden Objekt anschau (sprich heute in die Jahre gekommene Metalfans der 70er). Wie die sich darüber freun wenn sie mir was aus ihrer Jugend vorspielen können Smile
Der Geamttenor des Artikels ist auch sehr positiv gehalten, bislang der erste den ich in der Art erwischt hab.
Flo_NBK Verfasst am: 01.06.2004, 13:25

AHA
Very Happy CHECK I NET Very Happy
Ollü Verfasst am: 31.05.2004, 13:09

so und was sagt ihr dazu`? will mal ein paar hochwertige analysen von euch hören.
Graves, du als erster bitte Wink
Ollü Verfasst am: 31.05.2004, 13:08

Hardrock ist was für Spießer (http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/581/32549/)

Plärrway to Heaven


Nur noch eine Kleinbürger-Idylle: Hardrock und Heavy Metal schaffen letzte Heimatbastionen. Schön gefühligkuschelig in den Partykellern von alternden Gartenzwergen.
DIRK PEITZ






Willkommen im Wolkenkuckkucksheim, dem letzten Refugium eines kleinbürgerlichen Idylls. Und... ähem... könntet ihr nicht die Musik etwas lauter... weil, wir hören nicht mehr so gut... dankebittegaaaanzlieb.





Sie lassen es noch mal richtig krachen, die Jungs. Hart, kompromisslos, ohrenbetäubend, unbeirrt von Zeitgeist und modischen Strömungen, aber natürlich im zeitgemäßen Sound-Gewand, getreu dem Motto back to the roots stets das Unerwartete suchend.

Denn sie haben noch künstlerische Koordinaten, diese Jungs: kompositorische Genialität, unbändigen Erfolgswillen, ungebrochenen Pioniergeist, bedingungslosen Einsatz. Und alles ist selbstverständlich handgemacht: Instrumente umhängen, anschließen, spielen. Immer am Limit. Laut. Ganz laut.



» Ein kleinbürgerliches Idyll eben. Ein lauter Heimatersatz. «


So paradox redet er, der harte Rock, seit mehr als dreißig Jahren, in der ihm eigenen Semantik des Zupackenden, Unverstellten, Archaischen.

Einer Semantik, die das Neue immerzu nur behauptet, um das Alte zu verteidigen. Das vor allem ist in der Gestalt uralter Bands gerade so präsent wie nie: Gerade sind das neue Album der Scorpions und eine luxuriöse CD-Box von Judas Priest erschienen, gefolgt von einem Solowerk des Kiss-Sängers Gene Simmons, im Juni veröffentlichen Motörhead ein buchstäbliches „Inferno“, und von Iron Maiden gibt es wenigstens eine neue DVD-Version ihres letztjährigen Albums „Dance Of Death“.

Das sind wesentliche Künstler der Generation, die den Genre-Begründern Led Zeppelin und Black Sabbath Mitte der siebziger Jahre nachfolgten – Led Zeppelin als den Erfindern des Hardrock, der dem Harmonieverständnis und den Erlösungsfantasien des Blues noch verpflichtet war, Black Sabbath als Protagonisten des Heavy Metal, welcher der herkömmlichen Tonalität abschwor und in jeder Form nihilistisch war.



» Erstaunlich ist nur, wie stabil dieser Wertekanon über die Zeit geblieben ist. «


Dass die kreativsten Zeiten auch der Nachfolgegeneration seit bald zwanzig Jahren vorbei sind, stört den harten Rock nicht.

Im Gegenteil: Er ist von den großen popkulturellen Strömungen die einzige, deren Ahnenkult eine Kategorie des anhaltenden historischen Verdienstes kennt. Anders als im HipHop, R’n’B oder Techno gibt es im harten Rock kein endgültiges Vorbei in der Gegenwart für diejenigen, die aus der Zeit gefallen sind. Sondern allenfalls eine prinzipielle Ablehnung, wie sie etwa die Scorpions trifft.

Diese Verachtung ist jedoch nur zum Teil musikalisch begründet und viel eher Ausdruck der Befindlichkeit eines sich nicht bestätigt, sondern ertappt fühlenden popkulturellen Soziotops: Sänger und Kanzler-Tennispartner Klaus Meine diskreditiert als öffentliche Figur das kleinbürgerliche Milieu, aus dem der harte Rock seinen Wertekanon ästhetisch wie ideengeschichtlich bezieht – bei Meine ist die so fragile Balance aus Aufstiegsfantasien und Außenseiterstolz ins Ungleichgewicht geraten.

Solche Abweichungen gestatten die binnensoziologischen Kontrollinstanzen des harten Rock nicht. Diese schützen ihn vor den Neuerungen der Gegenwart, vor Race- und Gender-Debatten, vor der bedrohlichen Digitalisierung – und machen aus ihm das Refugium eines kleinbürgerlichen Idylls.

Im Zentrum dessen Wertesystems steht – neben Sekundärtugenden wie Einsatzwille, Ehrlichkeit, Standhaftigkeit, Robustheit – die von Manneskraft erbrachte Leistung, also ein industriegesellschaftliches Ideal.

Die Beherrschung des Arbeitsgeräts, verstanden als technische Virtuosität, spielt in keinem anderen Musikgenre eine vergleichbare Rolle.

Nur in kurzen historischen Phasen, etwa in der Punk-Zeit, tauchte die großbürgerliche Idee des genialen Dilettantismus im harten Rock auf, verschwand aber mit dem nächsten Professionalisierungsschub wieder.

Dieses Virtuositätsmodell teilt sich musikalisch auf in einen mechanischen und metaphysischen Teil: Während die Rhythmusgruppe schnell und präzise ihre Arbeit verrichtet, verbindet der Sologitarrist diese mit dem prekären Moment der metaphysischen Überhöhung.

Doch die schiere ekstatische Inspiration, die göttliche Eingebung, wie sie die schwarze Musiktradition kennt, bleibt dem harten Rock wesensfremd: Er glaubt an die Perfektionierung des Handwerks, mit der er seine gewaltig schönen Lärmgebilde errichtet.

Erstaunlich ist nur auf den ersten Blick, wie stabil dieser Wertekanon trotz all der Subgenre-Bildungen gerade im Metal – im Thrash, Speed, Death, Black, Grind – über die Zeit geblieben ist. Das liegt daran, dass dieser vorgebliche Prozess der stetigen Erneuerung tatsächlich der geheimbündlerischen Traditionsbewahrung eines idealen Urzustands dient.

Die Verästelung schafft eine erwünschte Unübersichtlichkeit, entzieht das jeweils Neueste dem Blick der Nichteingeweihten. Das Neue selbst aber wurde vom harten Rock nie als originäre Qualität begriffen.

Stattdessen nutzte er die ästhetische Radikalisierung als Selbstschutz: Die immer nächste krasse Zuspitzung bewahrt den mythischen Kern seines Wertesystems vor den Verratstendenzen des stets als böses Außen begriffenen Kommerzes. Ganz so wie Schrebergartenkolonien und deren moderne Entsprechung – die gated communities – ihr Idyll durch gemeinschaftliche Territoriumsbildung vor Eindringlingen umzäunen. Der so gehütete ideelle Gral des harten Rock handelt von der Entfremdung des modernen Menschen.

Je grauslicher die besungen, beschrien und begrunzt wird, umso exklusiver bleibt der Zugriff auf deren Beschreibung. Und ewig aktuell, denn der Mensch entfremdet sich in der Ideologie des harten Rock immer noch mehr.

Man kann daher weite Teile des Mystikvorrats, den die Spielarten des Heavy Metal dem harten Rock hinzugefügt haben – das Satanische, die neuheidnische Odin-Verehrung, die Selbstverstümmelfantastik, die SM-Ästhetik – als bloße folkloristische Abschreckungsmaßnahmen, als eher laue Tabuzonenbesetzung verstehen.

Wenn sie nicht, wie im norwegischen Black Metal, als neonazistischer Kult enden, dessen Mitglieder tatsächlich zu morden begannen. Nur hier hat sich das gängige Vorurteil in die strafrechtlich relevante Wirklichkeit verlängert: dass der harte Rock als Katalysator adoleszenter Verirrung dient.

Diese (männlich-)pubertären sozialen Ausgeschlossenheitsgefühle aber adressiert heute der HipHop inhaltlich wesentlich besser – die Trabantenvorstädte wie die Provinzjugendzentren hat er längst übernommen.

Was dem HipHop jedoch fehlt, ist die Wucht der Aggressionsabfuhr im harten Rock und ein geschlossener Wertekanon jenseits der für den HipHop konstitutiven Konsumverherrlichung.

Der anhaltende Erfolg des harten Rock, wie alt oder auf neu gemacht er auch immer ausschauen mag, rührt also nicht nur daher, dass eine beeindruckend große erwachsene Hörerschaft nicht aus der Adoleszenz herausfindet. Er ist vor allem eines der letzten sinn- und gemeinschaftsstiftenden Systeme, das trotz seiner inneren Widersprüche als Unität den immer unüberschaubarer empfundenen Zeitläuften trotzt – und sich über diese Widerständigkeit definiert.

Ein kleinbürgerliches Idyll eben. Ein lauter Heimatersatz.